Eine Warnung vorab: Dieser Artikel ist sehr lang, aber er liefert dir auch auf einer Seite alles, was du brauchst, um vom absoluten Anfängerniveau auf genug Verständnis zu kommen, um an der Börse zu handeln.
Insgesamt sind es 5 Schritte, die du verstehen musst, um verantwortungsvoll am Börsengeschehen teilzunehmen:
- Grundverständnis – So funktionieren Aktien
- Wie funktioniert der Börsenhandel?
- Aktien vs. Fonds
- Gute Aktien finden
- ETF als Einstiegsanlage
Legen wir direkt los!
1. Grundlagen: So funktionieren Aktien
Bevor wir über Aktien sprechen, sollten wir erst einmal verstehen, was „Aktien“ überhaupt sind.
Was sind Aktien?
Worum geht es beim Aktienhandel überhaupt? Um Aktien verstehen zu können und erste Grundlagenkenntnisse über Aktienhandel zu erhalten, empfehlen wir Dir folgendes 3-Minuten-Video zum Thema Aktien einfach erklärt:
Im Kern sagt das Video folgendes aus: Eine Aktie ist ein kleiner Anteil an einem Unternehmen. Kauft man eine Aktie, besitzt man einen kleinen Anteil am Unternehmen und wird als Aktionär bezeichnet. Unternehmen verkaufen Anteile von ihrem Unternehmen, um neues Kapital zu erhalten. Sie machen das, weil es für sie in der Regel deutlich teurer wäre das Geld bei einer Bank zu beschaffen, welche oft einen hohen Zins erwartet.
Wozu brauchen Unternehmen neues Kapital? Geht es ihnen schlecht? Manchmal schon, aber meistens nicht. Viel häufiger benötigen Unternehmen das zusätzliche Kapital, um in Technologien zu investieren oder in andere Märkte zu expandieren, also wachsen zu können. Je mehr Aktien ein Aktionär von einem Unternehmen kauft, desto höher ist sein Anteil am Unternehmen. Und der Wert dieses Anteil wächst in der Regel mit dem Wachstum des Unternehmens. Eine Aktie ist damit immer ein Stück weit eine „Wette“ auf die Zukunft eines Unternehmens.
Um diesen Effekt von Aktien besser verstehen zu können, sollte man den Mechanismus am Aktienmarkt kennen:
Der Preis für Aktien richtet sich nach der aktuellen Nachfrage. Wollen viele Menschen Anteile an einem Unternehmen in Form von Aktien kaufen, so steigt die Nachfrage und der Preis für die Aktie.
So simpel dies klingt, umso trickreicher ist dieser Mechanismus. Denn der zukünftige Preis einer Aktie lässt sich so kaum vorhersagen. Wer kann schon genau die Nachfrage der Zukunft prognostizieren?
Sind Aktien also nur Spekulation und die Börse ein großes Roulette? Nein, das stimmt so nicht. Die Süddeutsche Zeitung formuliert treffend:
Zwar kann man als Anleger immer Pech haben, aber mit ein paar Grundsätzen lässt sich Geld langfristig maximal gewinnbringend anlegen.
Sueddeutsche.de
Wie profitiere ich langfristig von Aktien?
Plötzlich reich! Über Nacht zum Millionär! Halten wir es gleich fest: An der Börse zu spekulieren mit der Absicht, kurzfristig reich zu werden, ist in etwa genauso aussichtsreich wie im Lotto zu gewinnen.
Doch langfristig, über ein paar Jahre betrachtet, spielt die Zeit auf eurer Seite und bringt euch mit hoher Wahrscheinlichkeit ordentliche Renditen ein.
Es gibt im Grundsatz zwei Wege, um mit Aktien potenziell Geld zu verdienen:
- Man verkauft eine Aktie für mehr, als man sie eingekauft hat
- Man profitiert langfristig von Gewinnausschüttungen (Dividenden)
Punkt 1 ist relativ schnell erklärt: Ihr verkauft eine Aktie zu einem höheren Kurs, als ihr sie ursprünglich eingekauft habt. War die Differenz des Geschäfts größer als die für den Kauf und Verkauf jeweils anfallenden Gebühren und Orderprovisionen, streicht ihr den kompletten Gewinn ein – abzüglich 25% Kapitalertragssteuern (siehe dazu auch: Was kostet mich der Aktienhandel?).
Punkt 2 ist etwas komplizierter: Viele Unternehmen, aber nicht alle, beteiligen ihre Aktionäre am laufenden Unternehmensgewinn (Jahresüberschuss) in Form von Dividenden, die sogenannte Gewinnbeteiligung. Aktionäre erhalten diese Zahlung meist einmal jährlich überwiesen. Das bedeutet, dass ihr als Inhaber einer Aktie auch dann Kapitalerträge erhaltet, wenn ihr mit der Aktie selbst gar nicht handelt. Ihr legt euch den Titel quasi einfach in euer Depot und bekommt regelmäßig Dividenden überwiesen. Nicht schlecht, oder?
Rechte und Pflichten von Aktionären
Als Aktionär geht es aber nicht immer nur um Gewinnmitnahmen. Viele Aktien bieten euch auch ein sogenanntes Stimmrecht, d. h. man erhält die Erlaubnis, an Abstimmungen auf der Hauptversammlung teilzunehmen. Mehr dazu erfährst du im Blogbeitrag Rechte und Pflichten von Aktionären.
2. So funktioniert der Börsenhandel
Wir haben schon viel über Käufe und Verkäufe von Aktien gesprochen. Doch wo finden diese Transaktionen eigentlich statt?
Der Kauf und Verkauf einer Aktie erfolgt in der Regel über eine Börse.
Eine Börse kann man sich vom Mechanismus wie einen Marktplatz vorstellen, in dem Waren zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis angeboten werden. Die Waren sind in unserem Fall Anteile von Unternehmen, also Aktien.
Das folgende 4-Minuten-Video erklärt den Mechanismus einer Wertpapierbörse sehr gut:
Willst du mehr über die Mechanismen des Aktienmarktes erfahren, dann schaue im Blogbeitrag „Aktien und die Börse“ vorbei und lerne als Basis für deinen Aktieneinstieg noch mehr über das Aktien-Grundlagenwissen.
Was ist der DAX?
In einem Atemzug mit „Börse“ fällt hierzulande häufig auch immer wieder der Begriff DAX, sodass man meinen könnte, beide Begriffe wären untrennbar miteinander vereint. Das ist allerdings nicht der Fall:
Die Abkürzung DAX steht für „Deutscher Aktien Index“. Man spricht auch vom deutschen Leitindex. Der Wert der 30 umsatzstärksten Unternehmen ist in Deutschland zum sogenannten DAX zusammengefasst.
Man könnte generalistisch sagen, dass der DAX ein Abbild der derzeitigen Wirtschaftslage in Deutschland ist. So etwas wie den Dax gibt es in anderen Ländern natürlich auch. In Japan ist dies z. B. der Nikkei. In den USA gibt es gleich mehre Indizes mit Leitcharakter, beispielsweise den DowJones und die Technologiebörse NASDAQ.
Alle Börsenplätze zusammen ergeben dann einen vernetzten weltweiten Marktplatz. Und in Zeiten des digitalen Aktienhandels verschwimmen diese Grenzen immer mehr. Niemand muss heute mehr in London anrufen oder nach Frankfurt fahren, um Aktientitel aus den jeweiligen Ländern zu ordern. Der Aktienhandel ist von der Globalisierung längst eingenommen.
3. Aktien vs. Fonds
Ein Fonds ist einfach gesagt ein Paket, in dem Aktien von verschiedenen Unternehmen zusammengeschnürt sind. Im Wesentlichen folgt die Idee hinter Fonds einem sehr alten Prinzip, das lautet „Lege nicht alle Eier in einen Korb“.
Um Dir den Unterschied zu Aktienfonds zu erklären, haben wir das folgende Erklärvideo für Dich ausgesucht:
Investiert man in einen Aktienfonds, so verteilt man das Risiko des Geldeinsatzes auf mehrere Unternehmen. Steckt ein Unternehmen im Fonds beispielsweise in einer Krise, so können die anderen Unternehmen des Aktienfonds die negativen Auswirkungen abfangen und ausgleichen. Man spricht davon, dass das Risiko in einem Aktienfonds diversifiziert, also auf mehrere Unternehmen verteilt werden kann.
Aktienfonds vereinen oft Aktien von Unternehmen aus einer Branche. Da es als Privatanleger sehr schwierig und zeitaufwändig ist, den Überblick zu behalten, werden die Fonds von Spezialisten, den sogenannten Fondsmanagern, verwaltet und auf aktuelle Gegebenheiten angepasst.
Der Fondsmanager vereint das Kapital aller Privatanleger in einem Aktienfonds und investiert in unterschiedliche Unternehmen. Im Gegenzug erhält der Fondsmanager für seine Arbeit eine Verwaltungsgebühr, die aber im Vorfeld zum Fondskauf festgelegt ist.
4. Gute Aktien finden
Wozu einen teuren Fondsmanager anheuern, wenn man doch selber recherchieren und an der Börse handeln kann? Die Welt der Informationen liegt einem dank dem Internet offen und nichts leichter als das, als ein paar gute Aktientitel auszusuchen und in sein Aktiendepot zu legen.
Klingt zu gut, um wahr zu sein? Ist es auch! De facto scheitern die Mehrheit aller Privatanleger damit, mit ihrer individuellen Auswahl an Aktien langfristig Gewinne einzufahren, geschweige denn besser zu sein als der Markt.
Die eine, sichere Aktie gibt es nicht! Lass dich nicht von falschen Versprechungen locken. Wenn man in Aktien investiert, sind das chancenreiche, aber auch riskante Anlagen. Denn Aktien – auch von großen Konzernen – können zwischenzeitlich fallen.
Die Kunst besteht also darin, sein Geld mit Bedacht und mit einer guten Aktien-Strategie einzusetzen. Hast du schon einmal von der Chart- oder Fundamentalalyse gehört? Im Blogbeitrag „Gute Aktien finden“ erfährst du mehr über verschiedene Techniken, die dir dabei helfen können die für dich richtigen Aktien rauszufiltern.
Doch wie gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, dass du als Anfänger auf dem Reißbrett ein konkurrenzfähiges Aktienportfolio aufbauen wirst, sind extrem gering.
Doch die gute Nachricht lautet: Du brauchst gar nicht bei Null anzufangen, denn es gibt Methoden, die dich sowohl wenig kosten, als auch eine hohe Chance auf gute Performance mitbringen. Willkommen in der Welt der ETFs:
5. ETFs als Einstieg
„Wozu für eine Aktie entscheiden, wenn ich alle haben kann“
So oder so ähnlich könnte man wohl die Kernphilosophie eines Index-ETFs, eines Exchange-Traded Funds zusammenfassen.
Index-ETFs sind Spezialformen eines Fonds und klingen – wie so viele Dinge in der Finanzbranche – erstmal furchtbar kompliziert, sind aber von der Idee her ganz simpel:
Anstelle eines hoch-bezahlten Fondsmanagers, der mühsam einzelne Aktien manuell aus einer Branche oder einem Land heraussucht, verwendet man einen möglichst primitiven Automatismus. Und dieser Automatismus lautet in vielen Fällen: Kaufe alle Aktien eines bestimmten Marktes oder eines Index. Solche Blaupausen könnten sein:
- Alle Aktien der 1.600 größten Unternehmen der Welt
- Alle Aktien der größten 500 Firmen der USA
- Alle Aktien der 30 größten Firmen Deutschlands
- …
Einen Index haben wir bereits kennengelernt: den DAX. Und so ist es keine Überraschung, dass es auch einen ETF gibt, der den DAX abbildet.
Ein DAX-ETF ist ein Aktienfonds, der alle Aktien des DAX in entsprechender Gewichtung enthält. Weitere typische Indizes für ETFs sind beispielsweise der S&P 500 (die 500 größten Unternehmen der USA) oder der MSCI World Index (über 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern).
ETFs sind sehr populär aus zwei Gründen:
- Niedrigere Kosten
- Solide Performance
ETFs sind insbesondere eine Art Abkürzung für Anfänger, einfach weil man automatisch von Gesamtmarktentwicklungen profitiert und sich generell weniger mit Dingen wie Risikostreuung, Portfoliomanagement, etc, beschäftigen muss. In unserem Artikel ETFs verstehen und einrichten liest du noch viel mehr darüber.
Glückwunsch! Du hast alles was du für den Anfang brauchst
Du bist jetzt mit einem soliden Grundwissen ausgestattet. Wenn du dich bereit fühlst, eröffne ein Depot bei einer Bank deiner Wahl und ordere deinen ersten ETF, vielleicht sogar garniert mit ein paar zusätzlichen Einzeltiteln.
Denk aber immer an die richtige Mischung. Vielleicht hilft dir diese Analogie vom Cocktail-Mixen weiter:
Es ist wie mit einem guten Cocktail: Der ETF bildet die Basis und die Einzeltitel sorgen für die Umdrehungen. Wähle die Zutaten mit Bedacht und sorge dafür, dass die Mischung für dich stimmt.
Bleibt noch eine Frage: Wieviel Geld benötigt man eigentlich, um in Aktien zu investieren? Wie haben dieser Frage einen eigenen Artikel gewidmet.
Unter „Ab welchem Betrag lohnt es sich, in Aktien zu investieren“ erklären wir, welche Rolle Transaktionskosten bei deiner Entscheidung zum Aktieneinstieg spielen sollten und welche Investitionsmodelle (Einmalkauf vs. Sparplan) es gibt.
Wir hoffen, dir hat dieser Artikel gefallen! Poste dein Feedback in die Kommentare und erzähle gern von uns weiter.
Viel Erfolg beim Investieren!